Wie gut ist mein Grundfutter?

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Der wechselhafte Frühsommer machte die Heuernte dieses Jahr zu einer besonderen Herausforderung. Wurde das Heu erst spät geerntet, ist mit einem höheren Rohfasergehalt und einer tieferen Verdaulichkeit zu rechnen.

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Bild Kühe UFA-Revue 09/24

Während ihres Wachstums durchläuft die Pflanze verschiedene Vegetationsstadien wie Schossen, Rispenschieben, Blüte oder Überständigkeit. Die verschiedenen Vegetationsstadien zeigen sich auch in einer Veränderung der einzelnen Nährstoffe.

Schnittzeitpunkt entscheidend

Mit zunehmendem Alter der Pflanze wird die Zellwand dicker und lagert mehr Lignin ein. Das bedeutet, dass mit steigendem Pflanzenalter der Zellwandanteil auf Kosten des Zellinhalts zunimmt. Dadurch sinkt der Rohproteingehalt, da sich das Rohpro​tein vor allem im Zellinneren befindet. Auch verändern sich mit zunehmendem Alter der Pflanze der Stängel- und der Blattanteil. Der Gehalt an leicht verdaulichen Nährstoffen wie Zucker nimmt ab, während der Anteil schwer verdaulicher Nährstoffe wie ADF und ADL zunimmt. Die Gesamtverdaulichkeit der Pflanze sinkt. Wenn der ideale Schnittzeitpunkt verpasst wird, sinkt die Verdaulichkeit besonders beim ersten Aufwuchs schnell. Der Schnittzeitpunkt ist somit entscheidend für die Verfügbarkeit der Pflanzeninhaltsstoffe, was sich auf die Schmackhaftigkeit und die Futteraufnahme auswirkt.

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Nährstofftabelle UFA-Revue 09/24

Ziel: Hohe Grundfutter effizienz

Die Grundfuttereffizienz beschreibt das Verhältnis von produzierter Milch zu verzehrtem Grundfutter. Eine hohe Grundfuttereffizienz bedeutet, dass eine Kuh aus einer bestimmten Menge Grundfutter mehr Milch produzieren kann. Die Grundfuttereffizienz wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:

  • Qualität des Grundfutters: Hochwertiges Grundfutter enthält viele verdauliche Nährstoffe und ist schmackhaft, was die Futteraufnahme fördert.
  • Futterverwertung: Die Fähigkeit einer Kuh, das Futter effizient zu verwerten, hängt von ihrer Genetik und ihrem Gesundheitszustand ab. Verdauungsstörungen oder Stoffwechselerkrankungen können die Futterverwertung erheblich beeinträchtigen und somit die Grundfuttereffizienz verringern. Nur eine gesunde Kuh kann viel fressen und entsprechend viel Milch produzieren.
  •  Fütterungsmanagement: Eine homogene Ration verhindert, dass die Tiere das Futter selektieren. Die Ration sollte möglichst gleichmässig über den Tag verteilt aufgenommen werden, um Stress und Unregelmässigkeiten zu vermeiden.

Qualität mit Analysen überwachen

Der Pansen ist das wichtigste Verdauungsorgan des Wiederkäuers. Damit er rund läuft und das Potenzial einer Ration vollständig ausgenutzt wird, müssen die Pansenmikroben ideale Bedingungen für die Fermentation vorfinden.

Regelmässige Futteranalysen sind unerlässlich, um die Qualität des Grundfutters zu überwachen und die Rationen entsprechend anzupassen. Die im Labor analysierten Raufutter werden mit den UFA W-FOS Kennzahlen ergänzt, die auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen von Schothorst Feed Research basieren.

Bei der Beurteilung einer Ration wird die Fermentationsmenge (W-FOS = Wahre fermentierbare organische Substanz) beschrieben. Zusätzlich wird jedes Futtermittel je nach Fermentationsgeschwindigkeit in schnell, mittel und langsam fermentierbar eingeteilt. Diese Kategorisierung erfolgt für Proteine wie auch für Kohlenhydrate.

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Schüttelbox

Eine Schüttelbox gibt Aufschluss, wie hoch der Anteil der einzelnen Fraktionen der Mischung ist.

Das UFA W-FOS System zielt darauf ab, die Pansenmikroben kontinuierlich mit Energie und Protein zu versorgen, um eine optimale Nährstoffverfügbarkeit und mikrobielle Aktivität sicherzustellen.

Eine gute Pansensynchronisation fördert die Verdaulichkeit des Grundfutters.

Ergänzung ans Grundfutter anpassen

Ist die Qualität des Grundfutters nicht wie gewünscht, wird die Ergänzung der Ration umso wichtiger. Grundfutter mit Nährstoffmängeln oder -überschüssen wird von Wiederkäuern nicht optimal verwertet. Leistungseinbussen oder eine schlechtere Fruchtbarkeit aufgrund einer negativen Energiebilanz rund ums Abkalben sind mögliche Folgen.

Gerade bei älterem Dürrfutter sind der Zucker- und Rohproteingehalt niedrig. Nebst der schlechteren Fressbarkeit ist auch die Menge an schnell fermentierbaren Kohlenhydraten (SFKH) gering. Hat es zu wenig SFKH in der Ration, fehlt es den Pansenmikroben an Energie. Ein zu geringes Angebot an schnell fermentierbarem Rohprotein (SFRP) führt zu einer ungenügenden Stickstoffversorgung der Pansenmikroben. In beiden Fällen sinkt die Produktivität der Pansenmikroben und die Passagerate verlangsamt sich, was zu einem niedrigen TS-Verzehr und einer geringeren Grundfuttereffizienz führt. Wenn SFRP und SFKH im Pansen synchronisiert sind, wird die höchste Effizienz erreicht.

Die Grundfuttereffizienz und die Pansensynchronisation stehen in einem engen Zusammenhang. Eine gute Pansensynchronisation fördert die mikrobielle Effizienz und damit die Verdaulichkeit des Grundfutters. Dies führt zu einer besseren Nährstoffausnutzung und erhöht die Grundfuttereffizienz. Durch das Sicherstellen einer hohen Grundfutterqualität und einer idealen Rationsergänzung lassen sich der TS-Verzehr und somit die Milchproduktion optimieren. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Fütterungsberater und Landwirten ist unerlässlich, um die besten Ergebnisse zu erzielen und die Herausforderungen der modernen Milchwirtschaft erfolgreich zu meistern. 

Unser Tipp

Zu beachten bei der Ergänzung …
… von schwerverdaulichen Rationen

Die Winterfütterung wird dieses Jahr auf vielen Betrieben eine Herausforderung. Insbesondere silofreie Betriebe und Silagebetriebe in Bergregionen konnten das Futter erst spät schneiden. Dort muss mit einem hohen Faseranteil und somit einer tieferen Verdaulichkeit und niedrigen Grundfuttergehalten gerechnet werden. Eine tiefe Verdaulichkeit wirkt sich negativ auf die Passagerate aus und verringert den TS-Verzehr. Es ist daher mit hohen Milchfettgehalten und tieferen Milchleistungen zu rechnen.

  • Die Verdaulichkeit der Gesamtration sollte erhöht werden. Durch die Fütterung von verdaulichen Zellwänden werden die faserabbauenden Mikroben gefördert und die Gesamtration kann besser verwertet werden.
  • Wenn möglich, sollte grobes Raufutter mit feinem, jungem Futter ergänzt werden. Ist dies nicht möglich, ist die Ergänzung mit Rübenschnitzeln oder Raufutter​ergänzungswürfeln, welche besonders viele verdauliche Zellwände enthalten, sinnvoll.
  • Erhöhung der Passagerate mit schnell fermentierbarer Energie und Protein, damit der TS-Verzehr hoch bleibt.
  • Durch ein Ergänzungsfutter mit Lebendhefen kann die Grundfutterverwertung gesteigert werden.

… von hochverdaulichen Rationen

Auf Silagebetrieben zeigen die ersten Analysen, dass vielerorts trotz dem herausfordernden Wetter qualitativ gute Grassilage produziert wurde. Der frühe Vegetationsbeginn mit viel Sonne im März und Anfang April hat sich besonders bei den Energiegehalten positiv ausgewirkt. Solche Rationen enthalten eher viel schnell fermentierbare Kohlenhydrate, weshalb bei der Ergänzung Folgendes beachtet werden sollte:

  • Die Passagerate soll gebremst werden, damit die vorhandenen Nährstoffe fermentiert und absorbiert werden.
  • Ergänzung der Ration mit faserreichen Futtermitteln.
  • Einsatz von Puffersubstanzen, um die Gefahr von Pansenazidose zu verringern.
17.09.2024
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