Fokus Futterbau – Welches Grundfutter passt zu den Kühen und der Ration?

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Die Milchkuh ist ein Profi in der effizienten Umsetzung von Grundfutter zu Milch. Damit sie dafür optimale Voraussetzungen hat, sind bereits bei der Aussaat des künftigen Grundfutters einige Überlegungen anzustellen und diese konsequent bis zur Fütterung umzusetzen.

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Kühe

Bereits die Wahl des Saatguts hat einen wichtigen Einfluss auf die spätere Grundfutterqualität.

(Bild: UFA AG)

Die Pansenmikroben der Milchkuh sind für die Verstoffwechselung des Grundfutters verantwortlich. Um ihre Leistung zu maximieren, muss eine ausgeglichene Versorgung mit Energie und Eiweiss gewährleistet sein. Nur so wird eine Übersäuerung des Pansens und somit eine mangelnde Nährstoffversorgung der Bakterien verhindert.

Verdaulichkeit des Grundfutters

Je nachdem welche Qualität verfüttert wird, verändert sich die Verdaulichkeit des Grundfutters erheblich. Die individuelle chemische Zusammensetzung der Futterpflanze bestimmt, wie schnell sie von den Pansenmikroben abgebaut werden kann. Während Zellinhaltsstoffe wie Rohprotein (RP), Rohfett (RL), Zucker, Stärke und Pektine im Pansen in vergleichsweiser kurzer Zeit abgebaut werden, dauert der Abbau der verschiedenen Zellwandbestandteile länger. Die Bestandteile der Zellwand sind wichtig, um die Wiederkauaktivität der Kuh anzuregen und damit den Speichel in den Pansen zu leiten. Der Speichel ist mitverantwortlich für einen optimalen Pansen-pH-Wert, der ein ideales Milieu für die Pansenmikroben schafft. Die Zellwandbestandteile Zellulose und Lignin, die sogenannten Rohfasern, sind schwer- beziehungsweise unverdaulich. Dementsprechend kann Silage oder Dürrfutter mit einem höheren Anteil an Zellinhaltstoffen besser verwertet werden als Grundfutter, welches grossmehrheitlich aus Zellwänden besteht. Rohfaserreiches Grundfutter bringt bekanntlich viel Struktur in den Pansen und erhöht damit den Sättigungswert. Grundfutter mit hohem Zucker-, Stärke-, RP- und RL-Gehalt bringt hingegen mehr Leistung hervor.

 

Da die verschiedenen Bestandteile der Futterpflanzen unterschiedlich umgesetzt werden, ist es als Landwirt zentral, das Grundfutter und dessen Nährwerte zu kennen. Eine Laboranalyse der Grundfutterproben auf Nährstoffe und der wirklich fermentierbaren organischen Substanzen (W-FOS) hilft dabei, das passende Ergänzungsfutter auszuwählen. Der Fermentationsprozess im Pansen wird berücksichtigt, um eine synchrone Versorgung der Pansenmikroben mit Energie und Protein zu gewährleisten. Ziel ist es, die Dynamik und Abbaurate der Faserstoffe zu maximieren, die Pansenpassagerate zu erhöhen und eine kontinuierliche Futteraufnahme zu ermöglichen. Dies fördert eine optimale Futterverwertung und verringert Stress bei den Kühen.

Unser Tipp

Fragen, die man sich vor dem Kauf des Saatgutes überlegen muss

 

  • Welche Tierkategorie soll gefüttert werden?
  • Welche natürlichen Bedingungen herrschen vor?
  • Welche Grundfutterqualität wird angestrebt?
  • Welche Nährstoffe benötigen die Tiere, um die vorhandenen Grundfutter optimal zu ergänzen?
  • Werden eher protein-, energie- oder rohfaserreiche Grundfutter benötigt?
  • Wie wird das Futter konserviert und verfüttert?
  • Wie lange wird die Kunstwiese genutzt?
  • Was wird auf den anderen Flächen des Betriebes angebaut?

Kurzfristige Strategien im Futterbau

Um die Herde optimal mit Grundfutter versorgen zu können, muss eine Strategie festgelegt werden. Die konsequente Umsetzung dieser Grundfutterstrategie ist von entscheidender Bedeutung, denn die Herstellung von hochwertigem Grundfutter erfordert den gleichen Aufwand wie die Herstellung von minderwertigem Grundfutter.

 

Als kurzfristige Strategie werden alle Entscheidungen bezeichnet, die von der Vegetation abhängen. So ist dem Erntezeitpunkt des Grundfutters besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Es gilt, den richtigen Moment zu treffen, sodass möglichst viel Futter mit guter Verdaulichkeit und hohen Nährstoffgehalten geerntet werden kann. Im Frühjahr ist die Sonne oftmals noch nicht sehr stark, entsprechend braucht die Pflanze länger, um mittels Photosynthese genügend Kohlenhydrate herzustellen. So gilt es in dieser Jahreszeit ganz nach dem Motto «Es gibt keine zweite Chance für den 1. Schnitt», die Nerven nicht zu verlieren. Auch das nicht zu beeinflussende Wetter spielt eine entscheidende Rolle. Es muss genügend abgetrocknet haben, sodass die Silage leicht anwelken und Dürrfutter optimal trocknen kann. Bleibt das Dürrfutter aber zu lange liegen, entstehen Bröckelverluste und wertvolle Nährstoffe gehen verloren. Bei Silage wiederum, die mit einem zu hohen TS-Gehalt konserviert wird, lässt oftmals die Gärqualität zu wünschen übrig.

Die Ernte des Grundfutters erfordert neben der richtigen Feuchtigkeit und einem guten Nährwert auch die Vermeidung von Verunreinigungen. Dadurch wird ein hoher Gehalt an unverdaulicher Rohasche und Fehlgärungen verhindert. Zudem muss das Futter so gelagert werden, dass alle Schnitte zugänglich sind, da deren Qualität variiert und für eine ausgewogene Fütterung gemischt werden muss.

Grundfutteranbau im Bio-Betrieb

Auf einem Schweizer Knospe-Betrieb muss der Grundfutteranteil in der Wiederkäuerfütterung mindestens 90 % betragen. Umso wichtiger ist es, sich auf das Grundfutter zu konzentrieren.

Um die Milchkuh optimal zu versorgen, sollte der RP-Gehalt der Grundration mindestens 14 % betragen, sonst wird eine ausgewogene Fütterung nach UFA W-FOS zur Herausforderung. Auf Bio-Betrieben ist eine leguminosenreiche Mischung oft sinnvoll, da sie einerseits einen hohen Rohproteingehalt aufweist und andererseits durch die Stickstofffixierung der Knöllchenbakterien besonders viel Stickstoff aus der Luft holt.

Langfristige Strategien im Futterbau

Die Wahl des Saatgutes ist ein wesentlicher Teil der langfristigen Grundfutterstrategie eines landwirtschaftlichen Betriebes. Dabei muss die Futterbaumischung so gewählt werden, dass sie zum Standort, zur Bewirtschaftung und zum Leistungsniveau der Herde passt. Ein Beispiel ist die Mischung UFA 440 Highspeed, die dank einem hohen Blattanteil viel schnellverfügbaren Zucker im Grundfutter liefert und fünf bis sechs Schnitte pro Jahr zulässt. Sie ist jedoch weniger trockenheitsresistent. UFA Helvetia Highspeed ist breiter aufgestellt und enthält zusätzlich Rohrschwingel und Knaulgras. Diese tiefwurzelnden Gräser machen die Mischung trockentoleranter und ermöglichen höhere Erträge unter schwierigen Bedingungen. Allerdings ist aufgrund eines höheren Zellulose- und Ligninanteils dieser Gräser die Verdaulichkeit und die Nutzungselastizität etwas tiefer. Es ist jedoch zu beachten, dass betreffend Verdaulichkeit der passende Nutzungstermin noch entscheidender ist als die Mischungswahl.

Die Futterbaumischung muss so gewählt werden, dass sie zum Standort, zur Bewirtschaftung und zum Leistungsniveau passt.

Die trockenheitstolerante Luzerne wird zunehmend als Leguminosenanteil in Saatgutmischungen eingesetzt. Im Gegensatz zu Weissklee ist sie anspruchsvoller im Anbau, bringt jedoch mehr Ertrag, sowie höhere Protein- und Rohfasergehalte. Wird eine reine Luzernemischung ausgesät, ist aufgrund des tiefen Zuckergehalts mit Einbussen im Energiegehalt des Futters zu rechnen. Auch die Silierbarkeit ist dadurch erschwert. Allgemein bedeutet eine hohe Ertragsmenge nicht automatisch eine hohe Grundfutterqualität in der richtigen Zusammensetzung.

Ähnlich verhält es sich zwischen Mais und dem häufig als Ersatz verwendeten Sorghum. Sorghum ist wesentlich trockenheitsresistenter als Silomais, hat aber einen um ein Vielfaches höheren Rohfasergehalt. Beim Mais ist auch die Wahl des Korntyps von grosser Bedeutung. So wird die Stärke bei Zahnmais schneller abgebaut als bei Hartmais.

Zu den langfristigen Strategien gehört zudem die Düngung. Denn nur mit der richtigen Versorgung können sich die Grundfutterpflanzen optimal entwickeln und entsprechende Nährstoffe für die Fütterung der Nutztiere liefern. Je nach Kultur stehen unterschiedliche Nährstoffe im Vordergrund, wobei aber stets eine ausgeglichene Suisse-Bilanz gewährleistet sein muss. So wird in der Praxis fälschlicherweise zu oft im Futterbau gespart.

Unabhängig von der gewählten Strategie oder dem Saatgut ist es entscheidend, diese konsequent umzusetzen und regelmässig zu überprüfen. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Herde stets das bestmögliche Grundfutter erhält und eine hohe Grundfuttereffizienz sowie Leistungsfähigkeit erzielt wird. 

23.04.2025
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