Daten der monatlichen Milchleistungsprüfung nutzen
Die monatliche Milchkontrolle ist ein weitverbreitetes Instrument zur Überprüfung der Herden- und Einzeltiergesundheit sowie zur Optimierung der Fütterung. Das Potenzial der Daten sollte nicht unterschätzt werden, denn es lässt viele Rückschlüsse auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kühe zu. Deshalb lohnt es sich, eine genaue Analyse zu machen.

Die monatliche Milchwägung liefert wertvolle Daten für die Fütterung.
Quer gelesen
- Auf Basis der MLP-Daten wird auch die Zucht stetig weiterentwickelt.
- Die MLP-Daten stellen für viele Betriebe ein wichtiges Hilfsmittel zur Fütterungskontrolle dar.
- Die richtige Interpretation der Milchdaten unterstützt das Herdenmanagement in Fütterung, Krankheitsprävention, Zuchtselektion und Fruchtbarkeit.
Die Leistungsprüfung hat in der Schweiz eine lange Tradition. Bereits 1902 wurden die ersten Milchleistungsprüfungen durchgeführt, etwa zehn Jahre nach der Gründung der grossen Schweizer Herdebücher. Seitdem hat sich die Viehzucht stark weiterentwickelt, und auch die Milchleistungen der Tiere haben sich verändert. Dennoch bleibt die monatliche Milchleistungsprüfung (MLP) bis heute zentral: Sie ist unverzichtbar für Herdebücher und Genetikunternehmen bei der Zuchtwertschätzung und Stierenauswahl sowie für die Betriebe selbst – sei es zur Tierselektion oder insbesondere zur Optimierung der Fütterung. Heute werden vier von fünf Milchkühen in der Schweiz in einem Herdebuch geführt und im Rahmen der monatlichen Milchkontrolle geprüft.
Bedeutung der MLP-Daten
Die Resultate der MLP liefern wertvolle Informationen, die zur Weiterentwicklung der Genetik, zur gezielten Selektion und damit zum Zuchtfortschritt der gesamten Population beitragen. Von diesem Fortschritt profitieren alle Milchviehhaltenden – unabhängig davon, ob sie im Herdebuch eingetragen sind oder nicht. Dadurch können sie ihre eigene Herde kontinuierlich verbessern. Neben den klassischen Kennzahlen wie Milchmenge und Inhaltsstoffe liefern die im Labor analysierten Milchproben zusätzliche wichtige Daten: Zellzahlen geben Aufschluss über die Eutergesundheit, die Angaben zur Persistenz informieren über den Laktationsverlauf oder die Stoffwechsellage der Kühe. Auch die Trächtigkeitskontrolle ist inzwischen über die MLP möglich, sodass der Trächtigkeitsstatus ohne zusätzlichen Eingriff am Tier bestimmt werden kann. Werden die betriebseigenen MLP-Daten noch weiterverarbeitet, beispielsweise zur Rationsoptimierung, können durch Kombination der verschiedenen Daten weitere und detailliertere Auswertungen und Analysen gemacht werden. Im Gegensatz zu tagesaktuellen Daten aus dem Melkroboter können die MLP-Daten einfach und unkompliziert weiterverarbeitet und für Dienstleistungstools von Dritten verwendet werden.

Beispiel einer Interpretation der MLP-Daten auf Einzeltier ebene im UHS-Tool.
Interpretation der MLP-Daten
Die Interpretation der MLP-Daten kann auf verschiedenen Ebenen gemacht werden. Für die Analyse der Herdenleistung und -entwicklung über einen bestimmten Zeitraum reichen die monatlichen MLP-Ergebnisse auf Herdenebene aus. Allerdings können zwischen zwei MLP-Terminen Veränderungen auftreten, welche nicht erfasst werden, aber dennoch die Milchleistung beeinflussen. Beispiele sind kurzfristige Leistungseinbrüche durch Fütterungsumstellungen, Hitzestress oder Grippewellen. Betriebe ohne zusätzliche Datenerfassungssysteme wie Melkroboter oder Milchmengenmessung sollten daher besonders auf die abgelieferte Milchmenge achten. Im Unterschied zu Deutschland erhalten Schweizer Milchproduzenten zusätzliche Informationen zu den Milchinhaltsstoffen der Tankmilch nicht bei jeder Milchablieferung, sondern nur zwei Mal pro Monat. Dies kann Optimierungsmöglichkeiten im Management oder in der Fütterung verzögern. Die MLP der Einzeltiere bietet hier einen entscheidenden Vorteil, da sie eine Beurteilung der Stoffwechsellage ermöglicht. Besonders die Werte Fett und Eiweiss stehen im Fokus, da sie den Energiestoffwechsel der Kühe widerspiegeln. Die Energieversorgung ist besonders in der Startphase von zentraler Bedeutung. Eine negative Energiebilanz beeinträchtigt Körperkondition, Futterverzehr, Milchleistung und Fruchtbarkeit. Besonders ein hoher Fett-Eiweiss-Quotient (FEQ) von über 1,5 zeigt an, dass die Kuh Körperfettreserven mobilisiert. Ein FEQ unter 1,1 deutet hingegen auf eine ungenügende Strukturversorgung oder einen zu hohen Anteil schnell fermentierbarer Kohlenhydrate in der Ration hin. Beides führt zu einem tiefen Pansen-pH bis hin zur Azidose, was die Gesundheit, Futtereffizienz und Leistung der Kühe erheblich beeinträchtigt.
Eutergesundheit: Mehr als eine Kennzahl
Bei der Beurteilung der Eutergesundheit wird oft nur die Zellzahl als Interpretationshilfe herangezogen. Allerdings lässt sich diese auch noch mit anderen Parametern bestimmen. Ein oft unterschätzter Indikator ist die Laktose. Bei einer Euterentzündung kommt es zu Zellwandschädigungen und Milchveränderung im Euter, wodurch die Durchlässigkeit der Blut-Milch-Schranke erhöht wird. Dadurch gelangt Laktose ins Blut, da der Stoffwechsel versucht, den osmotischen Druck zwischen Euter und Blut auszugleichen. Dies führt zu einem Rückgang des Laktosegehalts in der Milch. Laktose ist im Vergleich zu Fett und Eiweiss ein sehr stabiler Milchinhaltsstoff, der unter normalen Bedingungen nur geringe Schwankungen aufweist. Ein sinkender Laktosegehalt kann daher ein früher Indikator für eine beginnende Euterentzündung sein, die sich noch nicht über hohe Zellzahlen nachweisen lässt. Wichtig ist, den Laktosegehalt und seine Entwicklung tierindividuell zu beurteilen. Grundsätzlich liegt der Gehalt zwischen 4,6 bis 5,0 Prozent, wobei Erstlaktierende in der Regel höhere Laktosegehalte aufweisen als Mehrlaktierende.
Datenverknüpfung schafft Mehrwert
Die MLP-Daten lassen sich nicht nur als Momentaufnahme und Standortbestimmung nutzen. Durch die Weiterverarbeitung der Daten kann die zukünftige Fütterung, inklusive Ergänzungsfütterung, bedarfsgerecht geplant und angepasst werden. Sind die betriebseigenen MLP-Daten mit einem Fütterungsprogramm verknüpft, lässt sich eine leistungsgerechte Fütterung schnell umsetzen und bei der nächsten MLP kontrollieren. Nebst der Kopplung von MLP-Daten und Fütterung können auch Informationen zur Fruchtbarkeit, die im Rahmen der MLP vom Herdebuch bereitgestellt werden, in die Planung und Auswertung integriert werden. Dabei geht es vor allem darum, wichtige Eckdaten wie den Zeitpunkt des Trockenstellens, den Beginn der Anfütterung und den voraussichtlichen Abkalbetermin im Blick zu behalten. Die Verknüpfung mit dem Futterplan spielt dabei eine zentrale Rolle, um die Kühe optimal auf die nächste Laktation vorzubereiten und alle Tiere in dieser Phase im Überblick zu behalten. Die gemeinsame Analyse von Fruchtbarkeitskennzahlen und MLP-Daten in Verbindung mit der Fütterung deckt weiteres Optimierungspotenzial auf.
Effiziente Nutzung der MLP-Daten
Das Dienstleistungsprogramm UHS (UFA Herd Support) ist ein erfolgreiches Beispiel für die effiziente Nutzung der MLP-Daten. Es vereint in einem Tool die Interpretation und Analyse der MLP-Daten, die Erstellung des Futterplans bis hin zur tiergenauen Ergänzungsfütterung nach UFA W-FOS sowie die Fruchtbarkeitsüberwachung.
Seit 25 Jahren bietet UHS allen Betrieben die Möglichkeit, ihre Milchproduktion effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten und somit den Erfolg ihres Betriebs nachhaltig zu sichern.
