Geteilte Arbeit schafft Professionalität

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Die arbeitsteilige Ferkelproduktion bietet Schweinezuchtbetrieben die Möglichkeit, sich zu spezialisieren. In einem AFP-Ring sind ein Deck-Wartebetrieb und mehrere Abferkel und Aufzuchtbetriebe zusammengeschlossen, was zu optimierten Betriebsabläufen führt. Ein alter Kuh- oder Zuchtstall kann zu einem Abferkelstall umgebaut werden und so die Wertschöpfung auf dem Betrieb steigern.

Die arbeitsteilige Ferkelproduktion (AFP) bietet zahlreiche Vorteile, insbesondere für kleinere und mittlere Betriebe. Durch die Spezialisierung können sich Betriebe auf einen bestimmten Bereich der Produktion konzentrieren und dadurch effizienter arbeiten. Planbare Arbeitsspitzen und eine straffe Arbeitsorganisation erhöhen die Flexibilität. Ein Deck-Wartebetrieb beliefert in der Regel drei bis sechs Abferkelbetriebe mit hochtragenden Mutterschweinen.

Einfache Umbaumöglichkeiten

Bei einem bevorstehenden Umbau oder einer Umstrukturierung lohnt es sich, das AFP-System in Betracht zu ziehen. Ein alter Kuhstall kann in den meisten Fällen zu einem modernen Abferkelstall umgebaut werden. Es ist auch möglich, einen Zuchtstall umzunutzen. Gewisse Kompromisse müssen im Vergleich zu einem Neubau gemacht werden, jedoch ist es ein grosser Vorteil, dass die Gebäudehülle bereits vorhanden und der Umbau vergleichsweise kostengünstig ist. In einem relativ kleinen Gebäudevolumen ist es mit AFP möglich, eine hohe Wertschöpfung zu generieren und einen Betrieb um einen Betriebszweig zu erweitern. Die Unterstützung der Anicom und UFA umfasst die gesamte Planung, Beratung und Ringbetreuung.

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Stall Grütter, Hellsau

Der umgebaute Abferkelstall ist grosszügig und hell und bietet ein sehr gutes Stallklima dank verschiedenen baulichen Massnahmen wie der Isolation, Lüftung und einer Bodenheizung. Bild: Eva Studinger

Geregelter Ablauf

Die Betriebsabläufe in einem AFP-System sind gut durchdacht. Üblicherweise ziehen die Zuchtsauen alle sechs Wochen ein, es sind aber auch andere Intervalle möglich. Die Transportwege werden kurzgehalten, indem die Deckbetriebe in der Nähe angesiedelt sind. Die Dauer der Jager-Aufzucht unterscheidet sich nicht vom geschlossenen System und liegt zwischen fünf und sieben Wochen nach dem Absetzen. Je nach Betrieb können die Ferkel auch im eigenen Maststall weiter ausgemästet werden.

Nachhaltige Lösung

Die Wertschöpfung wird unter den Betrieben mit einem Verteilschlüssel aufgeteilt. Die Sauen werden zwischen den Betrieben verkauft, wobei der Preis eines tragenden sowie abgesetzten Tieres vom Mastjagerpreis abhängig ist. Der Berechnungsschlüssel wird jährlich überarbeitet und berücksichtigt die Kosten und die Entwicklung der biologischen Leistungen. Der Erlös der Mastjager geht immer an den Abferkelbetrieb und ist im Preissystem eingerechnet.

Die Zukunftsaussichten der arbeitsteiligen Ferkelproduktion sind vielversprechend. Es wird erwartet, dass in den kommenden Jahren viele Betriebe aus alters- und nachfolgetechnischen Gründen aus der Schweinezucht aussteigen. Trotz einer stagnierenden bis leicht rückläufigen Nachfrage wird weiterhin Bedarf an effizient wirtschaftenden Ferkelproduzenten bestehen. Das AFP-System ermöglicht es auch kleineren Betrieben, sich am Markt zu behaupten, und schafft gute Ausgangslagen für zukünftige Generationen. 

Aus der Praxis

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Beat Grütter, Hellsau (BE)

«Die Arbeitsspitzen sind sehr gut planbar»

Beat Grütter aus Hellsau führt einen gemischten Betrieb mit Schweinen, Milchkühen und Ackerbau. Er baute 2018 seinen alten Zuchtstall für 56 Zuchtschweine zu einem AFP-Abferkelstall mit 20 Abferkelplätzen um. Die Galtsauen sowie das Deckzentrum befanden sich zuvor in einem Offenfrontstall. Die Arbeitsbelastung sowie das Stallklima waren nicht mehr befriedigend, weshalb Grütter sich Gedanken über einen Umbau und eine mögliche Umstrukturierung machte. Er entschied sich, als Abferkelbetrieb in einen AFP-Ring einzusteigen. Der ehemalige Galtstall wurde zum Abferkelstall und im vorherigen Abferkelstall sind nun die Jager-Buchten. «Wir hatten Glück, dass der vorhandene Platz sehr gut für 20 Abferkelbuchten reichte. So sparten wir uns einen Neubau und können die bestehenden Gebäude weiternutzen», erklärt Grütter.

 

Das Gebäude wurde beim Umbau komplett ausgehöhlt, isoliert und eine Lüftung sowie eine Bodenheizung eingebaut – die Gesundheit der Ferkel hat sich seither stark verbessert. «Wir merken dies daran, dass der Tageszuwachs deutlich besser ist als früher.»

 

Alle sechs Wochen bekommt Grütter 20 hochtragende Mutterschweine vom Deck-Wartebetrieb. Wenn die Ferkel auf der Welt sind, bleiben sie für fünf Wochen bei der Mutter. Arbeiten wie die Eisengabe, das Kastrieren oder das Impfen müssen nur einmal alle sechs Wochen durchgeführt werden, wodurch der Aufwand gegenüber früher deutlich reduziert wurde. Die Zahl der abgesetzten Ferkel pro Wurf hat sich um rund ein Ferkel auf heute 12,3 erhöht, ein Resultat der verschiedenen Massnahmen, welche die Familie Grütter in den letzten Jahren verändert hat.

Als Abferkelbetrieb in einem Ring können wir die bestehenden Gebäude ideal nutzen.

Nach dem Absetzen werden die Ferkel in Gruppen aufgezogen. Pro Jahr kommen rund 2000 Ferkel auf die Welt. Die Mutterschweine gehen nach dem Absetzen zurück zum Deck-Wartebetrieb. Der Landwirt ist froh über den Einstieg in die arbeitsteilige Ferkelproduktion, denn auch die Wirtschaftlichkeit stimmt für ihn. «Durch die arbeitsteilige Ferkelproduktion sind die Aufgaben klar geregelt, die Arbeitsspitzen sehr gut planbar und eine professionelle Aufzucht ist garantiert», fasst Grütter zusammen.

25.09.2024
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