Mast- und Aufzuchtkälber am gleichen Automaten

Familie Lehmann aus Hindelbank produziert nicht nur Milch, sondern verfolgt auch ein durchdachtes System mit den Kälbern. Um die Wertschöpfung und die Tiergesundheit hoch zu halten, werden sowohl Aufzucht- als auch Mastkälber an einem Tränkeautomaten versorgt.

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Hof Familie Lehmann, Kälber, Kälberautomaten

Der Betrieb der Familie Lehmann mit dem Bauernhaus links und dem Milchviehlaufstall ganz rechts.

Seit 2021 ist Raphael Graf bei der UFA. Er startete als UFA-Trainee und lernte in diesem Rahmen die verschiedenen Abteilungen des Unternehmens kennen. Seit 2023 ist Raphael Ressortleiter des nationalen Kälberteams. Raphael hat nach einigen Alpsommern in der Westschweiz den Bachelor in Agrarwissenschaften an der ETH erfolgreich abgeschlossen. Auch heute hilft er, wann immer möglich, auf dem Betrieb mit. 

Wir begleiten Raphael auf den Betrieb von Ivo und Lina Lehmann, den er in enger Zusammenarbeit mit UFA-Milchviehspezialist Michael Wüthrich betreut. Auf dem Betrieb Lehmann werden 50 Milchkühe sowie Mast- und Aufzuchtkälber gehalten. Die Eier der 150 Legehennen sowie Schnittblumen, Äpfel, Kürbisse und einen Teil der Milch vermarktet die Familie direkt.

Betriebsspiegel

Ivo und Lina Lehmann

LN: 40 ha; Winterweizen, Dinkel, Speisekartoffeln, Silomais, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Kunst- und Naturwiese; 40 a Äpfel, 40 a Kürbisse und 40 a Schnittblumen zur Direktvermarktung

 

Tiere: 50 Milchkühe, 10 Aufzuchtkälber, 40 Mastkälber, 150 Legehennen

 

Arbeitskräfte: Eltern Werner und Christa Lehmann, 2 Lernende

Neben dem Betrieb von Lehmanns, auf einer kleinen Anhöhe bei Hindelbank, steht die Justizvollzugsanstalt (JVA) für Frauen. Früher gehörte der Landwirtschaftsbetrieb zur JVA, und Inhaftierte halfen bei den täglichen Arbeiten mit. Heute gehört der Betrieb nicht mehr dem Kanton, sondern der Familie Lehmann, die diesen im Jahr 2001 dem Kanton im Baurecht abkaufte. Damals führten Werner und Christa den Betrieb, die diesen nun nach einer fünfjährigen Generationengemeinschaft an ihren Sohn Ivo übergeben haben.

«Wenn etwas ist, können wir anrufen und uns wird geholfen.» 

-Ivo Lehmann, Landwirt

Milchmanagement

Der Hauptbetriebszweig ist die Milchproduktion für Emmi. Der Boxenlaufstall für 50 Milchkühe wurde 2010 erbaut und beinhaltet eine grosszügige Abkalbebox sowie Platz für den Kälberkindergarten. Hier kommen die Kälber hin, nachdem sie die ersten beiden Lebenswochen in Kälberboxen verbracht haben. Lehmanns entschieden sich gegen Kälberiglus, damit die Kleinen etwas erhöht und somit immer im Trockenen liegen. Der Kälberkindergarten befindet sich direkt neben dem Milchzimmer, was eine gute Übersicht und ein einfaches Tränken ermöglicht. Die Jungtiere bleiben dort für vier bis fünf Wochen, bevor sie den Stall wechseln und in eine grosse Gruppe am Tränke automaten kommen. Lehmanns haben den ehemaligen Anbindestall clever umgenutzt. Die Läger wurden zu Zweiflächenbuchten umfunktioniert, und im Futtertenn stehen heute ein gekühlter Milchtank und ein Tränkeautomat der Firma Förster Technik. Letzterer versorgt zwei Kälbergruppen. Vertränkt wird vor allem betriebseigene Vollmilch. «Dank der Lagerung im Tank, direkt neben dem Automaten, verschwenden wir keinen Liter Milch», meint Werner. Für die Mastkälber wird die Vollmilch mit UFA 201 ergänzt. Die Aufzuchtkälber erhalten nebst der Vollmilch Heu und Kälbermash sowie an einer Kraftfutterstation Aufzuchtfutter UFA 116 F. Letztere ist mit dem Tränkeautomaten verbunden, was erlaubt, die Abtränkkurve optimal mit der Menge an Kraftfutter zu ergänzen. Nach dem Abtränken gehen die Rinder in einen Aufzuchtvertrag und kommen erst vor dem Kalben zurück.

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Kälber, Lehmann

(v. l.) Raphael Graf, Ivo Lehmann, Michael Wüthrich, Werner Lehmann und seine Grosskinder Andri und Lenn.

Arbeitserleichterung dank Automat

Da sowohl die Aufzucht- als auch die Mastkälber am gleichen Automaten getränkt werden, lohnte sich die Anschaffung für Lehmanns umso mehr. Die Arbeitserleichterung und die optimale Versorgung der Kälber sind grosse Vorteile. Auch ist Ivo mit dem Automatenservice und der Beratung durch Raphael sehr zufrieden. «Wenn etwas ist, können wir anrufen und uns wird geholfen, das schätzen wir sehr!», sagt Ivo. 

Für Lehmanns ist die bäuerliche Kälbermast eine sehr gute Lösung, da der alte Anbindestall mit wenigen Anpassungen umgenutzt und die Wertschöpfung auf dem Betrieb gesteigert werden konnte. Da die Milchviehherde gezielt mit Nachzucht- beziehungsweise Limousingenetik besamt wird, werden keine Kälber zur Mast zugekauft. Der Keim- und Krankheitsdruck ist daher sehr tief, was sich positiv auf die Gesundheit der Jungtiere auswirkt.

Gesunde Tiere

Für eine gute Kälbergesundheit sind aber nicht nur das Management und die Versorgung der Kälber wichtig, sondern bereits die Gesundheit der Muttertiere. Daher ist die Zusammenarbeit von Raphael Graf und Michael Wüthrich sehr wichtig. Denn nur Kühe, die in der Galtzeit ihre Batterien aufladen konnten, starten gut in die nächste Laktation und stellen ihren Kälbern qualitativ hochwertiges Kolostrum zur Verfügung. «Es ist von grosser Bedeutung», so Raphael, «dass wir sowohl beim Milchvieh als auch bei den Kälbern eine Betriebsstrategie verfolgen.» Nur so können eine optimale Fütterung und Versorgung der Jungtiere gewährleistet sowie robuste und wirtschaftliche Nachzuchtrinder aufgezogen werden. Denn Lehmanns wollen gesunde und langlebige Kühe. Dies gelingt ihnen bei einem Herdenschnitt von 8500 Kilogramm und überdurchschnittlichen Milchinhaltsstoffen. Die älteste Kuh im Stall ist bereits in der zwölften Laktation, was bei Lehmanns keine Seltenheit ist. 

Wird der Betrieb als Ganzes betrachtet und beraten, können Synergien optimal genutzt werden. 

Unterwegs mit UFA-Kälberspezialist Raphael Graf

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Kälberspezialist, Raphael Graf

 

«Im Team Theorie, Praxis und Erfahrung auf dem Betrieb vereinen.»

 

Jahrgang: 1997

Familie: ledig

Verkaufsgebiet: Baselland, Solothurn, Mittelland

Ausbildung: ETHZ BSc. Agrarwissenschaften

Hobbys: Wandern, Mithilfe auf der Alp, Musizieren