Mineralstoffe gezielt einsetzen

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Jeder Betrieb, der Rinder hält, muss sich mit der Mineralstoffversorgung befassen, denn jedes Tier – sei es eine Milchkuh, Mutterkuh, ein Aufzuchtrind oder Masttier – hat einen spezifischen Mineralstoffbedarf. Nur wenn dieser Bedarf gedeckt wird, können die Gesundheit und Leistung der Tiere positiv beeinflusst werden.

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UFA-Revue Artikel Mineralstoff

Die Rohstoffqualität bei Mineralfuttern ist nicht zu unterschätzen. Bild: UFA AG

Die Mineralstoffversorgung ist ein zentrales Element, wenn es um die Tiergesundheit geht. Nur mit einer bedarfsdeckenden Versorgung kann der Stoffwechsel optimal arbeiten und die Gesundheit hochgehalten werden. So hat jedes Tier einen Grundbedarf für die Erhaltung der lebenswichtigen Funktionen. Dazu kommt der Bedarf für Leistung in Form von Milch, Wachstum oder für die Trächtigkeit. Mineralstoffmängel haben über kurz oder lang erhebliche Auswirkungen. Beispiele sind Milchfieber (Ca-Mangel), Weissmuskelkrankheit (Se-Mangel) oder Weidetetanie (Mg-Mangel).

Qualität des Rohstoffs

Die Absorption eines Mineralstoffs ist von vielen Faktoren abhängig, wie dem Alter der Tiere oder dem Stadium des Grundfutters. Bei Mineralien bestimmen die Herkunft und Verarbeitung die Qualität des verwendeten Rohstoffes. Nicht jede Mineralstoffquelle kann gleich gut beziehungsweise in derselben Menge vom Tier aufgenommen werden. Das bedeutet, dass beim Einsatz eines Mineralfuttermittels mit schlechter verfügbaren Quellen mehr Gramm pro Tier eingesetzt werden müssen, um eine bedarfsdeckende Versorgung zu gewährleisten. Bei den Mengenelementen sind es besonders das Kalzium und Magnesium, welche eine grosse Spannweite aufweisen. Beim Kalzium liegt der Absorptionskoeffizient, je nach Quelle, zwischen 30 bis 50 Prozent (siehe Grafik). Beim Magnesium kann die Aufnahme ebenfalls sehr stark variieren. Das Grüne Buch sagt in diesem Zusammenhang, dass die Absorption von Magnesium in Schweizer Rationen weniger variiert, da viele Rationen eher kaliumreich sind. Deshalb spielt die Quelle des Magnesiums eine eher untergeordnete Rolle. Die Gefahr von Magnesi-um-Mangel ist neben dem Frühlingsgras mit tiefen Magnesiumgehalten auch im Herbst erhöht, weil das Herbstgras kaliumreich ist und aufgrund der antagonistischen Wirkung die Aufnahme von Magnesium hemmt. Die Absorption von Magnesium hängt auch mit dem Alter der Tiere zusammen, denn je älter sie werden, desto weniger Magnesium können sie aufnehmen.

Damit die wichtigen Spurenelemente von der Kuh absorbiert werden, macht der Einsatz in organisch gebundener Form Sinn.

Beim Phosphor hingegen spielt die Rohstoffquelle eine geringere Rolle, da die Aufnahme im Tier konstant bei 70 bis 75 Prozent liegt. Viel wichtiger als die Phosphorquelle ist eine wiederkäuergerechte Ration, da die Kühe rund die Hälfte des benötigten Phosphors aus dem Speichel gewinnen. Klar ist auch, dass je besser eine Mineralstoffquelle im Tier verfügbar ist, desto teurer diese ist. Dies widerspiegelt sich schlussendlich im Preis des Mineralfuttermittels.

Spurenelemente schützen

Bei Spurenelementen kann es vorkommen, dass durch einen Überschuss eines Elements ein Mangel eines anderen Elements auftritt. So kann es sein, dass bei einer Überversorgung mit Eisen (z. B. aus Erdbesatz im Raufutter) die Aufnahme von Zink und vor allem Mangan beeinträchtigt wird. Diese Wechselwirkungen werden auch als Antagonismus bezeichnet.

Die Einsatzmenge der Mineralfuttermittel hängt von der Rohstoffqualität ab.

Damit die wichtigen Spurenelemente auch von der Kuh absorbiert werden, macht der Einsatz von organisch gebundenen Spurenelementen Sinn. Dabei wird ein Element in eine Aminosäurehülle eingebunden und passiert so den Pansen, ohne dass es mit anderen Mineralstoffen interagiert. Durch die direkte Passage gelangen die Verbindungen unverändert in den Darm, wo die Aminosäuren und die darin enthaltenen Spurenelemente aufgenommen werden. Das Grüne Buch verweist besonders auf organisch geschütztes Zink und Selen. So konnte gezeigt werden, dass durch den Einsatz von organisch geschütztem Zink die Zink-Versorgung der Leber und der Klauenzustand von Mastmuni verbessert wurden. Zudem konnte herausgefunden werden, dass durch den Einsatz von Selenmethionin anstelle von Selenit der Selen-Gehalt im Gewebe der Tiere und in der Milch höher ist. Ein weiterer Vorteil von organisch geschützten Spurenelementen ist, dass diese im Mineralfutter selber weniger negative Reaktionen mit Vitaminen hervorrufen.

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Mineralstoffe

Mineralstoffstatus der Herde

In der Rindviehhaltung gibt es klare Mi-neralstoffmangel-Situationen. Um die Mineralisierung einer gesamten Herde zu beurteilen, müssen verschiedene Parameter angeschaut werden. Einerseits der Fütterungsplan inklusive der berechneten Mineralisierung, andererseits Futter- und Mineralstoffanalysen. Weiter muss das eingesetzte Mineralfuttermittel genau begutachtet werden: Welche Mineralstoffquellen werden verwendet? Werden nur anorganische Spurenelementquellen eingesetzt? Ist die empfohlene Einsatzmenge bedarfsdeckend? Schliesslich muss auch die Verabreichungsweise überprüft werden, um zu kontrollieren, ob alle Kühe genügend Mineralstoff aufnehmen können und ob der Bedarf, welcher mit der Leistung steigt, gedeckt werden kann. Zur Herdenbeurteilung steht im Grünen Buch folgendes: «Es wird empfohlen, nur dann eine Beurteilung des Mineralstoffstatus vorzunehmen, wenn die Vermutung besteht, dass die gesamte Tiergruppe von einem Mangel betroffen ist, und nur nach einer Überprüfung des Mineralstoff-Fütterungsplans (alle Mineralstoffe), der Futteranalysen und der Mineralstoff-Verabreichungsweise.» Dies verdeutlicht, dass Untersuchungen an den Tieren erst dann gemacht werden sollen, wenn die genannten Punkte kontrolliert und abgeklärt sind.

Versorgung planen

Der Zeitpunkt, um die Mineralstoffversorgung zu planen, ist besonders im Herbst vor der Umstellung auf die Winterfütterung sinnvoll. Vor dem Einsatz werden die konservierten Futtermittel analysiert. Darauf aufbauend wird der passende Mineralstoff für die Winterfütterung ausgewählt. Eine weitere Möglichkeit, die Mineralisierung zu meistern, bieten TMR-Analysen. Hierbei werden nicht die einzelnen Futtermittel, sondern die gesamte Ration, ohne Mineralstoffe und Ergänzungsfutter, analysiert. Mit der TMR-Analyse wird genau das untersucht, was der Kuh effektiv vorgelegt wird. Die Wahl des passenden Mineralfuttermittels ist jedoch betriebsindividuell. Wird eine günstige Variante mit wenigen und weniger gut absorbierbaren Mineralstoffquellen gewählt, ist meist eine höhere Einsatzmenge die Folge. Entschiedet man sich für teurere Mineralfuttermittel, sollten diese auch mit mehreren Quellen und organisch geschützten Spurenelementen ausgerüstet sein, was der Etikette entnommen werden kann. So kann die Versorgungssicherheit im Tier verbessert und die Einsatzmenge etwas reduziert werden.

14.10.2024
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