Hitze lässt das Fett schmelzen
Der Sommer steht vor der Tür und damit auch die Zeit, in der erhöhte Temperaturen für die Schweine zum Stressfaktor werden. Die Tiere selber haben nur eingeschränkte Kühlmechanismen. Durch gezielte Unterstützung mit Management und Fütterung wird das Sommerloch minimiert.
Die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit werden mit dem sogenannten THI (Temperatur-Humiditäts-Index) gemessen. Hohe Temperaturen kombiniert mit einer hohen Luftfeuchtigkeit verursachen beim Schwein Hitzestress und gesundheitliche Folgen. Zuchtsauen fühlen sich am wohlsten bei einer Temperaturspanne von 15 bis 24 °C. In dieser sogenannten thermoneutralen Zone brauchen die Tiere keine Energie, um ihre Körpertemperatur zu regeln. Steigt das Thermometer im Sommer über längere Zeit auf höhere Werte, kommt die Sau in einen Hitzestress. Ab 25 °C leidet die Sau mindestens an mässigem Hitzestress (siehe Grafik).
Signale von Hitzestress
Eine Erhöhung der Temperatur über den Bereich der thermoneutralen Zone hinaus setzt bei den Sauen eine Reaktion in Gang, damit die im Stoffwechsel gebildete Wärme gesenkt wird. Als erstes Signal wird häufig eine reduzierte Futteraufnahme beobachtet. Diese dient dazu, die Wärmeentwicklung aufgrund der Futterverdauung zu begrenzen und kann bereits ab 20 °C auftreten. Als direkte Folge sinken die Kolostrumqualität und die Milchproduktion, welche wiederum zu einem schlechteren Ferkelwachstum des aktuellen Wurfs führen. Darüber hinaus führt die suboptimale Nährstoffaufnahme auch zu Fortpflanzungsproblemen. Einerseits sinkt die Anzahl reifender Eizellen, andererseits nisten sich die befruchteten Eizellen weniger gut in der Gebärmutter ein. Entsprechend öfter rauschen die Sauen um. So entsteht das sogenannte «Sommerloch» mit einem Rückgang der Abferkelrate und der Anzahl abgesetzter Ferkel in den Folgemonaten. Das Energiemanko kompensieren die Sauen teilweise durch erhöhten Körperreserveabbau. Ein Gewichtsverlust von über 15 Prozent während der Säugezeit hat negative Einflüsse auf die Lebensleistung der Sau. Ein weniger auffälliger, aber dennoch bedeutsamer Effekt von Hitzestress ist die Umverteilung von Blut und Nährstoffen im Körper. Bei Hitzestress werden in erster Linie lebenswichtige Organe wie Herz, Lunge und die peripheren Körperteile (Gliedmassen) versorgt. Damit versucht der Körper, die Wärme in Form von Wärmestrahlung über die Haut abzugeben. Liegt jedoch die Umgebungstemperatur über der Körpertemperatur, erfolgt die Wärmeabgabe hauptsächlich durch Verdunstung über die Atmung (Hecheln).
Unser Tipp
Tipps zur Verminderung von Hitzestress
- Wasserversorgung sicherstellen
- Energiedichte der Säugendration erhöhen
- Leichtverdauliche Energie über das Decken anbieten
- Fütterungsrhythmus auf Morgen / Abend richten
- Stallklima optimieren
UFA top-pig
Eine Erhöhung der Energiekonzentration in der Ration reduziert den Körperfettabbau.
UFA top-flushing
Die Nährstoffanflutung (Flushing) vor dem Belegen bringt qualitativ gute Follikel und fördert die Rausche.
Fütterung optimieren
Mit geeigneter Rationengestaltung wird dem Sommerloch entgegengewirkt. Die Eigenschaften der Rohwaren spielen dabei eine wichtige Rolle, weil nicht alle Nährstoffe gleich viel Wärmeenergie bei der Verdauung erzeugen. Fette produzieren trotz einer hohen Energiedichte vergleichsweise wenig Wärme im Stoffwechsel. Im Gegensatz dazu liefern Proteine mehr Wärme als Fette. Während der Sommermonate unterstützt eine stickstoffreduzierte Fütterung mit einem idealen Aminosäuremuster die Sauen. Wichtiger Bestandteil der Fütterung ist die Wahl der richtigen Rohfasern zum richtigen Zeitpunkt. Mit fermentierbaren Rohfasern (z. B. Rübenschnitzel) in der Galtzeit wird der Dickdarm aktiv gehalten und das Risiko für Verstopfungen sowie das daraus folgende PPDS wird tief gehalten. Das Futter in der Säugezeit sollte hingegen mehr nicht fermentierbare Fasern (Weizenkleie, Haferspelzen) enthalten, da die Dickdarmaktivität mehr Wärme erzeugt. Die Energiedichte in der Säugendration wird mit leicht verdaulichen Futterkomponenten, welche weniger Wärme produzieren, hoch gehalten.
Fütterungsmanagement
Schweine sind eher in den kühlen Mor-gen- und Abendstunden aktiv. Dies muss in die Fütterungsstrategie miteinbezogen werden, da die Sau zu diesen Zeitpunkten mehr Futter aufnimmt. Es wird empfohlen, die Fütterungsfrequenz zu erhöhen, um die Aufnahme zu begünstigen. Mit einem energiedichten Abferkelkonzentrat wird die Energieaufnahme der Sauen hoch gehalten. Sind das Futter und die Zusätze schmackhaft, wird die Futteraufnahme begünstigt. Eine Flüssigfütterung während der Säugezeit ist förderlich für den Wasserhaushalt der Tiere. Mit einem Energieschub nach dem Absetzen bis zur Belegung (Flushing) wird die Sau zusätzlich unterstützt. Der Einsatz einer Mischung aus leichtverdaulicher Energie lässt den Insulinspiegel ansteigen. Dies fördert die Bildung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH), welche für den Eisprung und die Rausche verantwortlich sind. Zusätzliches Vitamin A und Beta-Carotin fördern die Einnistung der Eizellen und erhöhen die Chancen einer erfolgreichen Trächtigkeit mit einem hohen Anteil an lebensstarken Ferkeln.
Stallklima optimieren
Das Stallklima gilt es in erster Linie mit der natürlichen Lüftung zu optimieren. Bei Neubauten beginnt dies bereits mit der Ausrichtung des Stalls oder isolierten Dächern, um das Klima zu verbessern.
Aber auch bestehende Gebäude können optimiert werden. Es stehen aktuell verschiedene Systeme zur Verfügung. Einsatzbereiche von Erdwärmetauscher, Zuluftkühlung, Vernebelungsanlagen und Schattennetzen wurden in der UFA-Revue 5/21 ausführlich beschrieben.
Wasserhaushalt und Hitzestress
Eine ausreichende Wasserversorgung bei Schweinen ist äusserst wichtig. Wasser ist ein unverzichtbarer Bestandteil von Körperflüssigkeiten und ebenfalls für die Regulation der Körpertemperatur zuständig. Ein Wassermangel wirkt sich sofort auf die Zuchtleistung aus, weil dadurch die Stoffwechselvorgänge in den Zellen und der Nährstofftransport im Blut reduziert werden. Bei hohen Temperaturen sollte besonders auf eine erhöhte Wasserverfügbarkeit geachtet werden. Die Nippel sollten bei säugenden Sauen mindestens 2 l / min, bei tragenden mindestens 1,5 l / min Durchfluss haben. Ein Nachtränken am Trog ist ebenfalls eine gute Möglichkeit. Entscheidend ist zudem die Qualität des Wassers. Das regelmässige Prüfen des Wassers ist daher angezeigt. Leitungssysteme müssen periodisch auf mögliche Biofilme (Ablagerung von Keimen) überprüft werden.
UFA Sursee