Zeitungen, Hintergurnd

Artikel aus dem Schweizer Bauer vom 08.11.23: «Konsumenten wollen Schweinefleisch mit viel Magerfleisch und mit guter Fettqualität. Der Absenkpfad Nährstoffe erschwert dies. Die UFA will das Beste herausholen mit Rassen- und Fütterungsversuchen.»

Schweinefütterung: Weniger Protein, gleiche Leistung

In der Schweinehaltung hat die Fütterung einen grossen Einfluss nicht nur auf das Wachstum, sondern auch auf den Magerfleischanteil und auf die Fettqualität. Zudem besteht ein Zusammenhang mit der Genetik. Noch sind nicht alle Details vollends geklärt. Die UFA führt deshalb zu diesem Thema laufend Feldversuche durch. Über dies alles hat Lukas Grüter von der UFA am Schweinekurs der Agridea informiert. «Wir haben unseren Testbetrieb UFA Bühl in Hendschiken AG, wo wir im Schweinebereich Untersuchungen mit Ferkeln, Mastschweinen und mit Muttersauen durchführen», erklärt er. «Geprüft werden Rohwaren wie Insektenprodukte, aber auch Zusatzstoffe wie Kräuter, Milchsäurebakterien oder Fettsäuren. Hier kommen auch Händler auf uns zu, die ihre Produkte auf den Prüfstand stellen wollen.» Weiter werden Expanderfutter, mit denen die UFA seit Langem arbeitet, weiterentwickelt. Lukas Grüter weiter: «Ganz aktuelle Themen sind die Vorgaben durch den Absenkpfad. Aufgrund der politischen Massnahmen müssen wir die Grenzen ausreizen. Wo können bei Stickstoff und bei Phosphor noch Einsparungen gemacht werden? Hier wird auch die Knochendichte untersucht.»

 

Auf Praxisbetrieben

Ausser auf UFA Bühl werden von der UFA auch Versuche auf Schweine-Praxisbetrieben durchgeführt. «Bei diesen haben wir jeweils die Idee eines Mischfutters, das wir gern im Markt einführen würden, aber vorher noch testen und allenfalls optimieren wollen.» So sei auf UFA Bühl ein Versuch mit Duroc als Vaterlinie durchgeführt worden, da die Landwirte wieder vermehrt auf diese Rasse setzen würden. «Es wurde festgestellt, dass Duroc eine intensive Vormast mit einer guten Eiweissversorgung braucht. Wir haben auch festgestellt, dass in der Endmast eher mehr Protein und weniger Energie benötigt wird, damit der Magerfleischanteil stimmt. Dieses Futter wurde mittlerweile im Markt eingeführt.» Die UFA führt seit über 60 Jahren Versuche zur Schweinefütterung durch, letztes Jahr wurde dort bei Geflügel, Mastkälbern und Schweinen der 1000. Versuch durchgeführt. «Ein Versuch bei Ferkeln geht etwa vier Monate, bei den Mastschweinen etwa fünf Monate. Bei Zuchtsauen muss man jede Sau zwei Mal abferkeln lassen, so geht ein Versuch über ein Jahr», weiss der Fachmann. «So führen wir auf UFA Bühl bei Ferkeln und bei Mast jedes Jahr rund vier bis sechs Versuche durch.»

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Ferkel am Fressen

Der Absenkpfad

2019 hat die Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats die parlamentarische Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» eingereicht. Diese wurde während der parlamentarischen Beratung mit dem Ziel einer angemessenen Reduktion der Nährstoffverluste in der Landwirtschaft ergänzt. Konkret geht es um Phosphor und um Stickstoff. Die Nährstoffverluste sollen bis 2030 um 20 Prozent reduziert werden. Eine Massnahme dabei ist, die Phasenfütterung der Schweine zu fördern. Sie soll spätestens 2027 in den ÖLN aufgenommen werden. Durch die Anpassung des Rohproteingehalts im Futter an den spezifischen Bedarf während der einzelnen Produktionsphasen wird die Überversorgung mit Rohproteinen verringert. Somit gelangen weniger Nährstoffe in den Kreislauf. 

«Sind am Limit»

Für Lukas Grüter liegen aktuell die grössten Herausforderungen im ÖLN darin, Nährstoffe wie Stickstoff und Phosphor abzusenken, ohne dass Gesundheit und Leistung der Schweine leiden: «Hier sind wir am Limit, irgendwann werden wir an Grenzen kommen, wenn der Absenkungspfad intensiviert wird.» Im Weiteren führt Grüter aus: «Bei Bio stellt sich die Frage nach Rohwaren, die wir noch einsetzen können, um Fleisch und Fettqualität hochzuhalten und das Wachstum im Rahmen zu halten. Hier die Balance zu finden, ist schwierig. Die ganze Branche sucht nach Lösungen.»

 

Mehr Duroc

Bezüglich Magerfleischanteil und Fettqualität hat sich laut dem UFA-Fachmann die Premo-Genetik durchgesetzt. Leider sind die Tiere anfälliger auf HIS, eine Verdrehung des Magen-Darm-Traktes. Deshalb habe es eine Verschiebung zu Duroc und zu Piétrain gegeben, so Lukas Grüter «obwohl bei der Rasse Duroc der Magerfleischanteil tiefer ist als bei Premo und zu Abzügen führen kann. Beim Piétrain wiederum ist die Fleischqualität nicht auf dem gleich hohen Niveau».

 

Im Team mit der Suisag

Die UFA und die Anicom würden im Zuchtbereich eng mit der Suisag zusammenarbeiten, betont er. «Wir beurteilen Jungsauen im Auftrag der Suisag und verfolgen die gleichen Ziele, sind auch Partner für die Futterherstellung für die Stationsprüfung und bei Versuchen der Suisag.» Als Nächstes plant die UFA Versuche im Ferkel und Mast-bereich. Lukas Grüter: «Wir wollen herausfinden, wie man den Rohproteinanteil weiter absenken kann, indem man zusätzliche Aminosäuren dem Futter zusetzt.»

Quelle: Schweizer Bauer Mittwoch, 8. November 2023 

Im Interview mit Susanne Meier, Schweizer Bauer

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Lukas Grüter

 

Lukas Grüter, Leiter SPP

 

lukas.grueter@ufa.ch

08.11.2023