Fütterung Milchviehaufzucht
Das Ziel der Milchviehaufzucht sind gesunde, leistungsfähige und langlebige Kühe. Dafür muss das Aufzuchtmanagement optimal geplant sein und die Fütterung der Kälber muss stimmen.
Wirtschaftliche Kühe durch intensive Aufzucht
Das Ziel der Milchviehaufzucht sind gesunde, leistungsfähige und langlebige Kühe. Dafür müssen die Tiere bereits früh intensiv mit Nährstoffen versorgt werden.
Da das Ernährungsniveau in den ersten Lebenswochen den Stoffwechsel ein Leben lang beeinflusst, spricht man von einer metabolischen Programmierung. Diese beginnt bereits im Mutterleib während der Transitphase und dauert bis zur achten Lebenswoche. Durch eine intensive Aufzucht kann die Tiergesundheit verbessert werden. Dies hat einen positiven Einfluss auf die körperliche Entwicklung, was zu leistungsstärkeren Tieren mit einer höheren Wirtschaftlichkeit führt. Wachstumsverzögerungen in den ersten sechs Monaten lassen sich nicht mehr aufholen.
Durch eine intensive Aufzucht kann zudem ein tiefes Erstkalbealter erreicht werden. Durch den frühen Wechsel von der Aufzucht- in die Produktionsphase steigt die Lebensleistung der Tiere, man benötigt weniger Stallplätze und die Aufzuchtkosten nehmen ab. In den ersten Lebensmonaten sollte deshalb weder an Qualität noch an Quantität bei der Fütterung gespart werden.
Bausteine einer metabolischen Programmierung
Kälber kommen ohne ausgebildetes Immunsystem zur Welt. Durch die sofortige Gabe von vier Litern hochwertigem Kolostrum erhalten die Kälber einen vorübergehenden Schutz. In den ersten Stunden nach der Geburt ist die Darmwand gut durchlässig und die Immunglobuline (Antiköper) gelangen schnell ins Blut. Bereits nach zwölf Stunden ist die Darmschranke grösstenteils geschlossen. Eine bedarfsgerechte Versorgung der Galtkuh hat einen entscheidenden Einfluss auf die Kolostrumqualität.
Eine Eisengabe am 5. und 12. Lebenstagen kostet wenig, verbessert aber die Vitalität und Immunität der Kälber wesentlich. Eine sich lohnende Massnahme gegen Grippeviren ist die Impfung mit Rispoval intranasal zwischen dem siebten und zehnten Lebenstag.
Kälbermilchpulver speziell für die Aufzucht vereinfachen die metabolische Programmierung, da die Nährstoffdichte der Tränke gezielt erhöht werden kann. Die notwendige Aufwertung der Kuhmilch mit Mineralstoffen und Wirkstoffen kann so gesichert werden. Die Tränketemperatur sollte zwischen 40 und 41°C liegen.
In der Milchviehaufzucht kann nur über das Tränken eine hohe Nährstoffversorgung in den ersten Lebenswochen sichergestellt werden:
- Dem Kalb sollen in den ersten 2 Lebensstunden mindestens 3 bis 4 l Kolostrum verabreicht werden.
- Nach 6 bis 8 Stunden sollen weitere 3 bis 4 l Kolostrum vertränkt werden.
- Über die ersten Tage wird das Kalb mit Kolostrum versorgt.
- Danach kann entschieden werden, ob die Tränke über die nächsten Wochen im Eimer oder über einen Automaten zugeführt werden soll und ob das Aufzuchtmilchpulver mit Wasser oder Vollmilch angerührt werden soll.
- Am Ende der ersten Woche wird den Kälbern täglich rund 9 l Milch verfüttert.
- Die Milchmenge kann über die nächsten Wochen langsam verringert werden.
- Schliesslich sollte die Milch nach rund 12 Wochen abgesetzt werden.
Der frühe Einsatz eines Aufzuchtfutters unterstützt das Kalb in vielerlei Hinsicht:
- Bestens auf die Bedürfnisse der Kälber abgestimmt
- Wird aufgrund vorzüglicher Fressbarkeit schon früh aufgenommen
- Begünstigt eine optimale Pansenentwicklung
- Fördert das Wachstum der Pansenzotten
- Vermindert den Wachstumsknick nach dem Absetzen
Kälber sollten nicht durch eine restriktive Versorgung mit Milch zur Futteraufnahme gezwungen werden. Qualitativ hochwertiges und schmackhaftes Futter ist für eine frühe Futteraufnahme entscheidend. Um die Entwicklung des Pansenvolumens und der Pansenzotten zu unterstützen, muss sowohl ein Aufzuchtfutter als auch Dürrfutter (Heu) angeboten werden. Dabei ist eine konstante Futteraufnahme der einzelnen Futtermittel entscheidend. Mit der hofeigenen Mischung UFA-Kälbermash wird dies erreicht.
UFA-Kälbermash besteht aus Komponenten, die jeder Betrieb mit dem Mischwagen selbst zu einer Mischung verarbeiten kann:
Dürrfutter (Heu) | 20 bis 25% |
Luzerne | 10 bis 20% |
UFA 118 F | 50 bis 60% |
UFA-Molablend | 6 bis 7% |
Richtig Absetzen
Damit der Wachstumsknick beim Absetzen klein gehalten werden kann, sollten Kälber beim Absetzen einen funktionierenden Pansen haben und bereits rund 1.5 kg Kraftfutter und 0.5 kg Raufutter täglich zu sich nehmen. Der Wechsel des Kraftfutters sollte nicht gleichzeitig mit dem Absetzen stattfinden.
Um das Absetzen zu vereinfachen, wird der Einsatz von UFA-Kälbermash ab dem ersten Lebensmonat empfohlen. Das Futter ist sehr schmackhaft und erleichtert durch den frühen, hohen Verzehr das Absetzen. Durch die gleichmässige Fütterung findet kein Futterwechsel statt und der Wachstumsknick kann vermindert werden.
Nach dem Absetzen ist nicht Schluss
Weil der Verzehr bei der Verabreichung von Silage niedriger ist, soll Silage frühestens einen Monat nach dem Absetzen verfüttert werden. Um das Entwicklungspotenzial der Kälber auszunutzen, wird die Trockenmischung bis zum Alter von sechs Monaten verabreicht.
Auf der Weide ist das Nährstoffangebot sehr unterschiedlich und deshalb für die Tiere im ersten Aufzuchtjahr nur bedingt zu empfehlen. Je nach Qualität des Raufutters kann das Kraftfutter gegen Ende des ersten Aufzuchtjahres reduziert werden.
Im Optimalfall wird einem Rinderaufzuchtplan für milchbetonte Rassen gefolgt, um eine ideale Entwicklung hin zur leistungsfähigen Milchkuh zu generieren:
Pubertät
Mit neun bis zwölf Monaten setzt die Geschlechtsreife ein. Bis zur erfolgreichen Belegung soll die Fütterungsintensität zurückgenommen werden. In der Regel decken Weide, mittleres Dürrfutter und / oder mittlere Grassilage den Bedarf. Maissilage wird zwischen dem siebten Lebensmonat und der Besamung besser nur sehr beschränkt oder besser nicht eingesetzt. Bei zu hoher Energiedichte behindert das Depotfett die Tätigkeit der Eierstöcke und stört die normale Entwicklung der Euteranlage.
Besonders während Phasen des kompensatorischen Wachstums (nach Alpung!) und entsprechend hohem TS-Verzehr besteht die Gefahr, dass übermässig Körperfett eingelagert wird. Umgekehrt führen Phasen mit zu geringer Energiedichte zu Glukosemangel und Abbau von Körperreserven. Beides stört den normalen Geschlechtszyklus und verhindert eine Trächtigkeit oder führt gar zu Eierstockzysten. Wichtig ist eine bedarfsgerechte Eiweiss-, Mineralstoff- und Vitaminversorgung.
Der ideale Besamungszeitpunkt liegt zwischen 400 bis 420 kg Lebendgewicht. Beste Besamungsergebnisse erzielt man in der dritten oder vierten Brunst. Zu spätes wie auch zu frühes Decken schadet den Tieren, mindert die Lebensleistung und erhöht die Kosten.
Zielgewichte
Verbesserte Leistungen bei intensiver Aufzucht
Ziel muss ein Lebendgewicht von mindestens 600 kg beim Abkalben sein. In der letzten Phase der Trächtigkeit sinkt der TS-Verzehr deutlich. Die Konzentration der Ration muss entsprechend erhöht werden. Die Vorbereitungsfütterung mit Angewöhnung an die Ration der laktierenden Tiere lohnt sich bei Erstmelkkühen besonders!
Nach den ersten drei Laktationen kann eine fundierte Aussage zur Rentabilität der intensiven Aufzucht gemacht werden. Zahlreiche Studien belegen, dass intensiv aufgezogene Kälber später als Kuh mehr Milch geben.