UFA Toro Tagung - Munimast beginnt beim Kalb

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An der diesjährigen Ausgabe der Toro-Tagung wurde das Augenmerk in den Fachvorträgen auf die Kälberställe gelegt. Corinne Bähler vom Kälbergesundheitsdienst (KGD) erläuterte, was es dabei zu beachten gilt. Zudem besuchten die 110 Teilnehmenden der Toro-Tagung den Betrieb der Familie Probst in Laupersdorf. Nebst der Munimast haben Probsts eine grosse Mutterkuhherde.

Das genauere Betrachten der Anatomie der Kälberlunge hilft zu verstehen, warum Lungenkrankheiten bei den Kälbern so oft vorkommen. Kälber haben, im Gegensatz zu anderen Säugetieren der gleichen Grösse, eine dreimal kleinere Lunge im Verhältnis zum Körpergewicht. Je mehr Schadstoffe die Luft enthält, desto schneller muss das Kalb atmen, um den Sauerstoffbedarf zu decken. Eine Kälberlunge besteht aus 71 einzelnen Segmenten, welche durch Bindegewebe voneinander getrennt sind. Leidet ein Segment unter einer Infektion, können die anderen Lungensegmente zum Beispiel nicht mit Antikörpern aushelfen. Das Bindegewebe sorgt dafür, dass sich die Lunge auch nicht so stark ausdehnen kann, wie das beispielsweise bei Pferden der Fall ist. Sind Teile der Lunge krank, muss das Kalb die Atemfrequenz erhöhen, um genügend Sauerstoff aufzunehmen. «Sobald ein Kalb durch das Maul atmet, ist der Erfolg einer Behandlung nur sehr gering», gibt Corinne Bähler zu bedenken. Zunehmend beobachtet der KGD, dass Mycoplasmen für Entzündungen im Kälberstall verantwortlich sind. Da diese kleinsten Bakterien häufig mutieren und in Körperzellen eindringen, ist die Herstellung eines Impfstoffs sehr anspruchsvoll und noch nicht am Markt verfügbar.

Ein Stall für alle Jahreszeiten?

Laut Corinne Bähler gibt es in der Schweiz nicht den Stall für alle vier Jahreszeiten. Zu gross seien die Temperaturunterschiede von Sommer zu Winter. Aus Erfahrung weiss sie, dass Kälber im Winter die Sonne bevorzugen. Im Sommer allerdings sind die Kälber lieber in abgedunkelten Bereichen, um sich vor Insekten zu schützen. Zusätzlich schaffen Labels mit RAUS-Anforderung eine weitere Herausforderung, weil so immer ein Teil des Stalls geöffnet sein muss. In der Praxis bewähren sich besonders Ställe, welche eine mechanische Luftzufuhr und -abfuhr haben. Bestenfalls wird die Luft im Winter vorgeheizt. Nur in trockener Luft mit tiefer Luftfeuchtigkeit kann das Schadgas Ammoniak nach oben entweichen und abgesaugt werden. Ist die Feuchtigkeit in der Luft hoch, verbindet sich diese mit Ammoniak und bleibt auf Bodenhöhe, wo ein Ammoniaksee entstehen kann. Deshalb sollten Kälberställe nicht als Badewanne konzipiert werden, sondern immer einen Ammoniakabfluss auf Bodenhöhe haben. Das Fazit von Corinne Bähler dazu lautet: «Mit Trockenheit gegen Ammoniak.» Wird der Ammoniakgehalt gemessen, sollte dieser den Wert von 3 ppm nicht überschreiten. Kälber können erst mit halbjährig mit höheren Ammoniakgehalten in der Luft umgehen, davor wird die Lunge zu stark belastet.

«Kälber müssen mindestens eine wärmende Liegefläche haben.»

Corinne Bähler, KGD

Wärme ist entscheidend

Kälber müssen zwingend bis zu einem Lebendgewicht von 200 kg auf einer warmen Unterlage liegen können oder vor Kälte geschützt werden. Erst dann liefert der Pansen genügend Wärme. In der Schweinehaltung ist es Standard, dass die Ferkelställe geheizt sind. Auch bei den Kälbern darf es nicht zu kalt sein, damit die Energie nicht für den Erhalt der Körperwärme verbraucht werden muss.

Munimast und Mutterkühe

Den Nachmittag verbrachten die Teilnehmenden auf dem «Schneehof» der Familie Probst in Laupersdorf. Der Betrieb hält im Winter 100 Limousin- und An-gus-Mutterkühe, welche während des Sommers drei Alpen bestossen. Daneben werden im Winterhalbjahr 150 Mastmuni gemästet. Im April werden zusätzlich rund 100 Remonten zugekauft und in den leer stehenden Mutterkuhställen gemästet. Die Kombination aus Mutterkuhhaltung und Munimast wird auf dem Schneehof optimal genutzt. Alle Kälber haben Zugang zu einem Kälberschlupf, wo diese separat mit der Ra tion der Mastmuni zugefüttert werden. Diese besteht aus 75 Prozent Maissilage und 25 Prozent Grassilage. Die Ration wird mit dem sojafreien Mastfutter UFA 234-2 ergänzt. Der neue Hochboxenlaufstall für die leichteren Mastmuni und die Angus-Herde bietet viel Platz und Komfort für die Tiere. 

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06.04.2022
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