Kälber in Quarantäne
Der Zukauf von ganzen Tiergruppen birgt nach wie vor ein Risiko bezüglich des Einschleppens von Krankheiten und deren Übertragung auf andere Tiergruppen im Betrieb. Biosicherheit lautet das Stichwort, welches in der Schweine- und der Geflügelhaltung nicht mehr wegzudenken ist. Beim Rindvieh stehen besonders die Kälber im Fokus. Welchen Nutzen bieten Quarantäneställe und wie werden sie in der Praxis genutzt?
Kälber- und Grossviehmäster sind mit der Herausforderung von kranken Kälbern vertraut. Im Handel treffen viele Kälber aufeinander, welche diverse krankmachende Keime in sich tragen und sich gegenseitig anstecken. Umso wichtiger ist es, diese Kälber vor Krankheiten aus dem eigenen Betrieb zu schützen, damit sie nicht zusätzlichen Erregern ausgesetzt sind. Die eigenen Tiere dürfen aber auch nicht vergessen werden, denn auch sie sind einem Ansteckungsrisiko, ausgehend von den Neuankömmlingen, ausgesetzt.
Erregerübertragung
Am häufigsten werden Erreger von Tier zu Tier übertragen. Dies geschieht via Tröpfchen, Sekrete oder Kot. Eine Erregerübertragung findet häufiger von den älteren Tieren auf die jüngeren statt. Auch der Mensch oder Arbeitsmaterial können Krankheiten von Tier zu Tier übertragen. Damit diese Infektionskette unterbrochen wird, muss die Reihenfolge der Stallarbeit geregelt werden. Diese soll von jung nach alt und von gesund zu krank ablaufen. Die Übertragung über die Luft ist vergleichsweise selten. Aerosole beziehungsweise Stäube können Erreger aber trotzdem mehrere Hundert Meter weit tragen und spielen vor allem bei der Übertragung der Rindergrippe eine Rolle. Bei einem einheitlichen Luftraum, ohne Abtrennung zu anderen Gruppen im Stall, wird die Erkrankungsrate für Kälber erheblich erhöht, wie aus einer Schweizer Studie aus dem Jahr 2016 hervorgeht. Dieselbe Untersuchung zeigte zudem auf, dass die Erkrankungsrate bei Kälbern ohne Quarantäne und bei Kälbern ohne Einstalluntersuchung ebenfalls deutlich höher ist.
Reinigung und Desinfektion
Die Quarantäne dauert in der Regel drei oder im besten Fall sechs Wochen. Ein Quarantänestall sollte sich in einem separaten Gebäude befinden. So kann der Kontakt zu anderen Tiergruppen und eine Krankheitsübertragung von Tier zu Tier vermieden werden. Ein Rein-Raus-Verfahren ist bei Tierzukäufen aus unterschiedlicher Herkunft unabdingbar und bei Quarantäneställen ein Muss, um Krankheitsübertragungen zu vermeiden. So kann der Stall gereinigt und allenfalls desinfiziert werden. Nach einer gründlichen Reinigung sollten die Flächen abtrocknen, bevor desinfiziert wird. Der sogenannte «Seifenfehler» reduziert die Wirksamkeit von Desinfektionsmitteln, weil Reste von Reinigungsmitteln auf der Oberfläche haften und das Desinfektionsmittel nicht auf die Oberfläche gelangt. Eine niedrige Resistenz gegen die Desinfektion weisen generell Mycoplasmen und behüllte Viren, wie die Coronaviren, auf. Eine mittlere Resistenz haben zum Beispiel Staphylokokken oder Klebsiellen. Parasiten wie Kokzidien oder Kryptosporidien verfügen über eine tendenziell hohe Resistenz. Jedoch gibt es Produkte am Markt, welche gezielt gegen diese durchfallerregenden Parasiten wirken. Je nach Mittel sollte auch die Temperatur beachtet werden. Es existieren Produkte, welche bei niedriger Temperatur schlechter wirken. Aufschäumende Desinfektionsmittel geben zusätzlich einen visuellen Überblick, welche Flächen desinfiziert wurden. Ein Quarantänestall bedingt ebenfalls eine gute Planung der Arbeitsabläufe. Zudem müssen Buchtenmanagement und Herdenintegration auf den Quarantänestall abgestimmt sein. Betriebe, welche Tränker im Rein-Raus-Verfahren einstallen und diese nicht im selben Gebäude unterbringen, erfüllen bereits die Anforderungen an einen Quarantänestall. Schwieriger ist es, wenn die Kälber, zum Beispiel in der Kälbermast, kontinuierlich eingestallt werden. Besonders hier überwiegen die Vorteile einer Quarantäne. Dies zeigt auch das Beispiel der Familie Stöckli.
Drei Wochen in Quarantäne
Die Familie Stöckli aus Hofstatt (LU) mästet seit 20 Jahren Kälber mit der Milch der eigenen 18 Kühe. Die frisch zugekauften Tränker werden während dreier Wochen in Zweieroder Dreierbuchten gehalten, bevor sie in die grosse, kontinuierlich bestossene Bucht mit 18 Kälbern gehen. Dort werden sie mit dem Tränkeautomaten gefüttert. Mit diesem System ergeben sich für Josef Stöckli gleich mehrere Vorteile. Die bessere Tierbeobachtung und die Früherkennung von allfälligen Krankheiten sind nur zwei. «Weil wir jedes junge Kalb selber tränken, sehen wir genau, ob es trinkt oder nicht, und können dementsprechend schnell handeln», sagt Stöckli und fügt an: «Durch den täglich engen Kontakt zu den Kälbern sind diese auch sehr zahm und umgänglich.» Weil jedes Kalb separat getränkt wird, sei eine Behandlung via Milch ebenfalls möglich. Weiter sei das Antränken am Auto maten sehr einfach und verlaufe immer reibungslos.
Hier spiele es auch keine Rolle, wenn die Kälber schwerer sind, wenn sie in die Automatengruppe kommen, weil diese nicht mehr an die Tränkestation geführt werden müssen. Dennoch, ein klares Einstallmanagement wird auch bei Stöcklis angewandt. So erhalten die frisch eingestallten Kälber in den ersten Tagen eine Zwischentränke mit einer Elektrolytlösung, um die Dehydration beim Einstallen auszugleichen. Am zweiten Tag wird Selen gespritzt und am 14. Tag erhalten die Kälber eine Eisen-Selen-Paste. Den zusätzlichen Arbeitsaufwand der Quarantänehaltung schätzt Stöckli als gering ein, nicht zuletzt, weil die Zeit für die Tierbeobachtung beim Tränken erfolgt. Bezüglich Tierbeobachtung gibt Stöckli noch folgenden Hinweis: «Wenn du in den Stall kommst und dich ein Kalb nicht sofort anschaut, musst du dieses anschauen gehen.» Die Quarantänebuchten werden im Rein-Raus-Verfahren bestossen. Immer wenn die Kälber umgestallt werden, wird die Bucht gewaschen. Alle zwei Wochen werden zwei Kälber aus- und zwei eingestallt. Weil Stöcklis die gesamte Kuhmilch für die Kälbermast nutzen, müssen immer gleich viele Kälber auf dem Betrieb sein, damit die Milch vertränkt werden kann. Je nach Menge an Kuhmilch geben Stöcklis den Kälbern zwischen 30 und 50 Gramm Milchpulver pro Liter. Mit den jährlich rund 120 000 Litern Vollmilch der eigenen Kühe mästet die Fami lie Stöckli rund 80 Kälber. Das System der Quarantäne bietet viele positive Effekte, wie bessere Tiergesundheit, vereinfachte Tierbeobachtung und einfachere Tierbetreuung.
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