Erfolgsfaktoren für gesunde Kaninchen
Viele Faktoren beeinflussen die Tiergesundheit. Treffen diverse negative Faktoren aufeinander, führt dies zu hohen Abgangsraten. Um erfolgreich Kaninchen zu züchten und zu mästen, ist alles zu vermeiden, was das Immunsystem, die Atemwege und den Verdauungstrakt reizt.
Nur gesunde und widerstandsfähige Kaninchen können optimale Leistungen erreichen. Die meisten finanziellen Einbussen in der Kaninchenmast entstehen durch eine ungenügende Fruchtbarkeit, zu wenig Zuwachs oder in Form von Abgängen. Die Tiergesundheit hängt stark mit der Funktionsfähigkeit des Immunsystems zusammen. Ist das Tier durch einen äusseren Einfluss gestresst, wird das Immunsystem geschwächt. Wenn dieser Einfluss, wie zum Beispiel eine Reizung der Atemwege durch Ammoniak, permanent besteht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis eine Lungenerkrankung auftritt. Dies gilt besonders, wenn andere Faktoren wie Zugluft, zu hohe Luftfeuchtigkeit oder hoher Erregerdruck beteiligt sind. Das Stallklima, die Stallhygiene, die Fütterung, die Wasserqualität und der Umgang mit den Tieren spielen für die Tiergesundheit eine wichtige Rolle.
Keine Reizung der Atemwege
Schadgase wie Ammoniak und CO 2 oder übermässig viele Staubpartikel in der Luft belasten die Atemwege der Kaninchen. Der Grenzwert für den Ammoniakgehalt liegt bei zehn parts per million (ppm) in der Stallluft. Messgeräte, die das Schadgas nachweisen, sind aber relativ teuer. Deshalb muss meist selbst abgeschätzt werden, wie gut die Luft im Stall ist. Ammoniak reizt die Schleimhäute vom Mensch und kann daher in den Augen und der Nase brennen. Dies nimmt jedoch nicht jeder gleich intensiv wahr. Die höchste Konzentration befindet sich in Bodennähe. Daher ist es wichtig, die Kaninchen gut zu beobachten. Wenn ihre Augen tränen und die Nase läuft, kann dies ein Hinweis sein, dass mit der Luft etwas nicht stimmt. Wird der Ammoniakgehalt in Teilbereichen leicht überschritten, ist dies nicht gravierend, solange sich die Kaninchen aus diesen zurückziehen können. Gereizte Atemwege kombiniert mit dem richtigen Erreger führen zu Lungenentzündungen. Besonders gegen Ende der Mastperiode sind Lungenerkrankungen zu verhindern, denn aufgrund der Absetzfristen dürfen dann keine Medikamente mehr eingesetzt werden.
Gute Luftqualität
Damit die Luftqualität den Anforderungen entspricht, ist ein gutes Lüftungssystem erforderlich. Genügender Austausch und Zirkulation der Luft sind essenziell und helfen, die Schadstoffkonzentration zu senken. Die Luftbewegungen sollten jedoch nicht über 0,2 Meter pro Sekunde betragen. In Kaninchenställen liegt die ideale relative Luftfeuchtigkeit bei unter 60 Prozent. Flächendeckende Zugluft und erhöhte Luftfeuchtigkeit sind zu vermeiden, weil diese die Tiere krankheitsanfälliger machen. An heissen Sommertagen kann eine etwas schnellere Luftbewegung in Teilbereichen gut sein. Das Kaninchen muss sich aber aus diesen Bereichen zurückziehen können.
Problematik bei Umbau
Da sich die meisten professionellen Kaninchenhaltungen in umgebauten Gebäuden befinden, stellen Lüftung und Isolation häufig eine Herausforderung dar. Oftmals sind die Decken tief, was eine gute Luftbewegung und einen idealen Luftaustausch erschwert. Der Betriebsleiter sollte das Lüftungssystem mit einem Spezialisten planen. Eine gute Dachisolation hilft, Hitzestress vorzubeugen. Viele der alten Schweine- oder Rindviehställe sind relativ dunkel. Es ist wichtig, dass die vom Tierschutz vorgeschriebenen 15 Lux erreicht werden.
Hitzestress tief halten
Die heissen Temperaturen im Sommer machen auch den Kaninchen zu schaffen. Um den Hitzestress zu reduzieren, spielen insbesondere die Hygiene und die Luftqualität in den Ställen eine zentrale Rolle. Mit der Wärme nehmen der Erregerdruck und die Ammoniakbildung zu. Die Idealtemperatur für Kaninchen liegt bei rund 10 bis 15 °C. Temperaturen über 25 °C bedeuten Stress für die Tiere, was wiederum das Immunsystem und die Fruchtbarkeit deutlich beeinträchtigt. In den Zibbenställen darf auf keinen Fall die Wurfbox respektive das Nest vergessen werden. Einige Zibben neigen dazu, viel Nestmaterial in die Wurfbox einzutragen. Dies kann zu Hitzestau im Nest führen, welcher gravierende Folgen für die Jungtiere hat.
Sauber, staubfrei, trocken
Dies sind die Kriterien, die eine Einstreu erfüllen soll. Entstaubte Sägespäne eignen sich besonders gut als Kanincheneinstreu, denn diese sind in der Regel hygienischer als Stroh. Stroh kann mit etlichen Bakterien und Pilzen versetzt sein, auch wenn es optisch einwandfrei aussieht. Ausserdem nehmen Sägespäne die Feuchtigkeit besser auf als Langstroh. Feuchte oder verschmutzte Einstreu ist der perfekte Nährboden für Krankheitserreger wie Kokzidien und diverse Bakterien und setzt viel Ammoniak frei. Daher ist eine gute Stallhygiene zwingend notwendig, um eine gute Tiergesundheit zu fördern. Nebst dem regelmässigen Misten während der Mast, gehört eine gründliche Reinigung nach jedem Umtrieb dazu, welche bei Bedarf mit einer Desinfektion ergänzt wird. Mist gibt bei der Verrottung viel zusätzliche Wärme ab. Deshalb muss bei hohen Temperaturen öfter gemistet werden. Mischt man Kalk unter die Einstreu, wirkt dies trocknend und reduziert die Ammoniakfreisetzung. Zu viel Kalk ist wiederum nicht sinnvoll, da es zu Staubbildung führt.
Einwandfreies Wasser
Die permanente Versorgung mit einwandfreiem Wasser ist für die Kaninchen essenziell. Die Wasserleitungen sind eine grosse Black Box, denn man sieht von aussen nicht, wie stark verschmutzt sie sind. Ein Biofilm mit Ansammlung gefährlicher Erreger-Kolonien kann sich an den Innenwänden der Wasserleitungen bilden. Diese Erreger werden beim Trinken aufgenommen und machen die Tiere krank. Bei stehendem Wasser im Wasserleitungssystem ist das Risiko noch höher. Daher ist regelmässiges Spülen und Reinigen mit geeigneten Zusätzen unerlässlich. Besonders da die meisten Medikamente über das Wasser verabreicht werden. Wird nicht gereinigt, besteht die Gefahr der Resistenzbildung in den Leitungen. Im Idealfall werden kranke Kaninchen separiert. So können sie gezielt behandelt werden und zusätzlich kann ihnen das Wasser in offenen Gefässen angeboten werden, was die Flüssigkeitsaufnahme steigert, da sie daraus bevorzugt trinken.
Darauf ist zu achten
- Richtige Einstreu verwenden und häufiges Misten ➞ Reduzierte Ammoniakbildung und verminderter Erregerdruck
- Wasserbehälter und Leitungen regelmässig und gründlich reinigen ➞ Reduziert Erregerdruck und Resistenzenbildung, verbessert die Wasserqualität
- Flächendeckende Zugluft, zu hohe Luftfeuchtigkeit und Hitze vermeiden ➞ Reduziert Stress
- Keine Überbelegung der Buchten ➞ Reduziert Stress und Erregerdruck
- Keine Fütterungsfehler jeglicher Art ➞ Optimale Funktion vom Verdauungssystem, reduziert Stress